Haben Sie was gesagt?!

Mein Land, mein Gewehr, mein Gott

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Was für ein Mist, den die geheimen US-Soldatzen in Libyen ausbaden müssen! Und dann ist Uncle Sam auch noch sowas von undankbar. – So könnte man salopp den Kriegsstreifen „13 Hours: Secret Soldiers of Benghazi“ zusammenfassen.

In der libyschen Hauptstadt Benghasi ist ein Abhörteam auf einem geheimen CIA-Stützpunkt untergebracht. Für dessen Schutz sind einige Ex-Elitesoldaten verantwortlich. Das mit der Bewachung klappt soweit auch ganz gut – bis kurz vorm elften Jahrestag von 9/11 der US-Botschafter entscheidet, Benghasi einen Besuch abzustatten. Denn als Botschafter Chris Stevens auf eigene Faust vor den örtlichen Fernsehkameras spricht, wird er zum leichten Opfer für islamistische Milizen. Die überfallen sein provisorisches Botschaftsgelände, was die Soldaten des geheimen CIA-Stützpunkts auf den Plan ruft. Ab diesem Punkt schießt sich das Team den Weg in Benghasi frei, um gegen Hunderte libysche Angreifer zu bestehen. Doch den Botschafter können sie nicht mehr retten. Schließlich werden sie auf dem ursprünglichen Stützpunkt eingekesselt. Die verzweifelt angeforderte Hilfe vom Hauptkommando kommt viel zu spät. Nicht alle US-Soldaten schaffen es zurück nach Amerika.

Jeder könnte ein Feind sein!

In Michael Bays Actionstreifen wird die Perspektive der Libyer weitgehend ausgeklammert. Allerdings gibt es klischeegerecht den einen Libyer, der sich den US-Kräften angeschlossen hat und im Film als Stellvertreter für das gesamte libysche Volk dient. Von den Elitesoldaten muss er sich belehren lassen, er solle sein Land mal in Ordnung bringen – so kann man die Analyse eines komplexen Konflikts auch auf einen Satz herunterdampfen. Indirekt wird der muslimische Glauben pauschal mit Terrorismus verknüpft: In einer Kampfpause guckt einer der US-Soldaten verächtlich zu den Muslimen, die in einem Hof gen Mekka beten – eine subtile Schuldzuweisung. Dass man abseits dessen darüber nachdenken könnte, warum die USA überhaupt geheime Basen wie in Benghasi unterhalten, ist keine Frage im Kosmos der Militärfilme. Stattdessen drückt „13 Hours“ dem Publikum drei Botschaften mit dem Holzhammer auf:

1. Botschaft: Wenn das US-Militär spart, ist das Mist! Denn so können die US-Elitesoldaten nicht mit der vollen Kriegsmaschinerie unterstützt werden: Es gibt keine F16-Tiefflüge, die die Angreifer verschrecken könnte, und auch keine Gunships mit 40mm-Kanone, die schnell für „Ordnung“ sorgen könnten. Diese Kritik kristallisiert sich im CIA-Station-Chief: einem feigem Bürokraten, der nicht rechtzeitig zu rabiaten Mitteln greift.

2. Botschaft: Jeder könnte ein Feind sein! Tausendmal wird im Film die Frage wiederholt: „Sind das die Leute vom 17. Februar?“ – also: Können wir den Typen trauen? (Es geht hier um die Revolutionäre, die den Amerikanern eher freundlich gesinnt sind.)

3. Botschaft: Das Einzige, was schöner ist als Amerikaner zu sein, Soldat zu sein oder an Gott zu glauben, ist, alle drei Dinge für die Pflichterfüllung zu vereinen. „13 Hours“ treibt das Heldentum auf die Spitze: Wenn die muskelbepackten Soldaten über Zäune klettern müssen, dann meckern sie: Ich bin zu alt zum Klettern! Gegen Ende des Films wird einem Soldaten der halbe Arm von einer Mörsergranate abgerissen. Doch auf der Krankenstation schreit der Geschundene nicht etwa vor Schmerzen – nein, er sagt: Ich brauche ’ne Knarre, falls der Feind hier vorbeikommt!

Auch Popkultur macht Geschichte.

Nun kann man die Frage stellen: Warum die Aufregung? Wieso sollte man von einem Actionfilm etwas anderes erwarten? Stimmt einerseits. Aber solche Filme prägen durch die Fragen, die sie aufwerfen (oder eben nicht aufwerfen) in erheblichem Maß das Bild, wie wir auf Konflikte blicken. Popkultur macht auch Geschichte. Und „13 Hours“ ist kein Film, an dessen Ende man den behandelten Konflikt in irgendeiner Weise besser verstehen würde. Zudem ist die Kritik an den Sparmaßnahmen in der Armee ein Statement gegen die aktuelle Politik in den USA – nur eben untergejubelt im Actionfilm-Gewand. Deutlicher sichtbar ist die Ästhetik der Gewalt, der gehuldigt wird: Bei vielen Gefechten blickt der Zuschauer direkt durch das Zielfernrohr – und sieht so Kopfschuss für Kopfschuss mit an, wie das Gehirn libyscher Angreifer spritzt. Visueller „Höhepunkt“ ist der Kameraflug hinter einer Mörsergranate, die man auf ihrem Weg verfolgt: vom Einwurf in die Abschussvorrichtung, über den Flug durch die Wolken, bis hin zum Einschlag auf einem Dach des CIA-Geländes.

„13 Hours“ macht es einem schwer, den epischen Landschaftsbildern und dem Heldenpathos nicht zu erliegen: Schließlich sind das doch gute Männer, die da in Libyen nur aus Notwehr alles niederschießen! Doch denkt man einen weiteren Moment über den Film nach, überwiegt doch der Zweifel, ob ein stumpfer Actionfilm der richtige Weg ist, einen Konflikt wie in Libyen zu beleuchten. Am Ende von „13 Hours“ werden übrigens zwei US-amerikanische Soldatenopfer geehrt. Die niedergemähten Pappkameraden der Libyer sind da schon wieder vergessen.


Foto: Skitterphoto auf Pixabay.

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